Motivation

Jetzt bin ich also Kandidat für das Bürgermeisteramt. Der GEA berichtete am 9. Februar 2021 über meine Motivation. Hier das Ganze etwas ausführlicher:

Warum ich für das Bürgermeisteramt von Pfullingen kandidiere? Sicher nicht aus einer unbedachten Laune heraus. Dafür würde ich die liebgewonnene Komfortzone eines gut eingerichteten Lebens wohl kaum aufgeben. Meine Entscheidung ist die logische Folge meiner Einstellung. Im Leben gelangt man immer wieder mal an Punkte, an denen man für seine Überzeugungen einstehen muss. Dann reicht es nicht mehr, sich in Leserbriefen zu positionieren oder im Bekanntenkreis zu diskutieren. An solchen Punkten läuft vor meinem inneren Auge immer ein Werbespot aus den 80-ern ab: Eine Sauna. Halbtotale von hinten, man sieht eine Holzbank. Auf ihr nebeneinander mehrere entblößte Hinterteile. Das rechte erhebt sich, geht nach rechts aus dem Bild. Ich weiß nicht mehr, wofür der Spot warb, aber an die Stimme aus dem Off erinnere ich mich gut: „Und wann kriegen Sie Ihren Arsch hoch?“ – Um sich zu erheben, bedarf es zuweilen nur noch eines kleinen Anstoßes und manchmal löst ein Tropfen eine Flut aus.

Mit jeder Bewerbung um ein öffentliches Amt wird auch das Interesse an der Person geweckt. Wie tickt die? Tabellarische Auflistungen von Lebensdaten helfen hier nicht wirklich weiter – man erfährt eigentlich nichts über den Menschen und sein Wesen. Was die Pfullinger Wähler*innen von mir wissen müssen, kennen sie zum großen Teil bereits aus meinen Leserbriefen und persönlichen Begegnungen.

Wie wohl jeder Mensch habe ich Ideale und moralische Ansprüche. Vielleicht unterscheide ich mich in der Konsequenz: Ich messe Menschen mit derselben Elle, die sie bei anderen anlegen. Zum Beispiel empfinde ich es als scheinheilig, wenn Organisationen das „C“ in ihrem Namen führen, sich aber zutiefst unchristlich verhalten. Ich hege eine starke Abneigung gegenüber Personen, die ihre Ideale verraten, die den Verlockungen von Macht und Geld erliegen und die Despoten als „lupenreine“ Demokraten adeln.

Ich versuche, die Gründe für Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden. Lippenbekenntnisse oder Stammtischparolen bringen uns nirgendwo weiter, zum Beispiel bei der Haltung gegenüber Ungewohntem. Die allgegenwärtige Phobie gegenüber Fremden gehört dazu. Darum ist es wichtig, dass wir unsere Kinder zusammenbringen. In gemeinsamen vorschulischen Einrichtungen sowie Gesamtschulen. Nur so wird man in Ghettos abgeschottete Parallelgesellschaften verhindern können. Auch darf Ethik nicht längerer die Büßerrolle eines alternativen Ersatzfachs für Religionslose fristen, sondern muss zu einem Pflichtfach für alle werden. Religion ist Privatsache! Wer seine Kinder religiös erziehen will, mag das zuhause tun. Nach meinem Verständnis gehört dies nicht zu den Aufgaben des Staates. Zu politischen Themen beziehe ich öffentlich Stellung und stehe dafür ein – und muss dafür auch mal einstecken. Das ist der Preis der Meinungsfreiheit.

Zu meiner Person: Ich bin jetzt 64 Jahre alt. Die Geschäfte laufen und sobald Pandemie und Politik es wieder zulassen, verfüge ich über ein auskömmliches Einkommen – ausreichend Freizeit besaß ich bereits vor Corona. Ich bin genügsam, verreise selten und pflege keine teuren Hobbies. Meine Leidenschaften fangen alle mit „F“ an: Familie, Fußball, Fliegen, Filme. Ich führe eine wohltuend harmonische Ehe, habe 2 große Kinder, 4 Katzen und einen Hund. Das Bürgermeisteramt war zu keiner Zeit mein Karriere- oder Einkommensziel. Im Gegenteil, finanziell und zeitlich werde ich draufzahlen. Martin Fink wird das leidvoll erfahren haben.

Die Aufgabe des Bürgermeisters verstehe ich als Kunst des Vermittelns, des Herausarbeitens des Machbaren und in der Beschaffung von Mehrheiten zu Kompromissen. Wenn ich von einer Sache überzeugt bin, gehe ich dafür durch alle Instanzen – ich bin belastbar, physisch wie psychisch. Was andere über mich als Person denken und reden, ist mir größtenteils egal. Für mich zählen Fakten und Taten, nicht Worte. Außerdem kann man es nie allen recht machen. Würde ich anfangen, mich an jedermanns Willen zu orientieren, müsste ich mich verbiegen. Das aber würde mein Rückgrat nicht mitmachen. Trotzdem bin ich Ideen und Menschen gegenüber aufgeschlossen. Die einzige Ausnahmen bilden Rechtspopulisten – meine Eltern haben mir beigegracht: Das Braune ist bäh, dass fasst man nicht an!

Was können die Pfullinger von mir erwarten? Ich bin kein gelernter Verwaltungsmensch. Steht so auch nicht im Anforderungsprofil eines Bürgermeisters. Mit 64 besitze ich jedoch einiges an Erfahrung und jeden Tag lerne ich Neues dazu. In meinem Job komme ich oft mit Menschen zusammen, die großes Expertenwissen besitzen, es aber nicht umsetzen können. Ein solches Talent besitze ich. Für fachliche Fragen gibt es genügend kompetente Menschen in der Pfullinger Verwaltung. Die beweisen seit Monaten, dass es auch in der Krise läuft. Wir werden uns gegenseitig unterstützen. Auf Menschen zuzugehen, bereitet mir jedenfalls keine Probleme. Hoffnung machen mir hierbei die Menschen, die mir bereits ihre Kooperation zugesagt haben. Menschen, die aufgeschlossen mit Ideen vorangehen – solche braucht Pfullingen!

Ich mag Loyalität und die Einhaltung von Abmachungen. Auf mein Wort kann man sich verlassen. Ich schätze Menschen, die ihr Amt als Verpflichtung sehen, nicht jene, die darin ihr Geltungsbedürfnis ausleben oder persönliche Vorteile suchen. Diese werden in mir einen standhaften Widerpart finden. Nicht, weil mir am Streit gelegen ist, sondern weil ich finde, ein Kommunalpolitiker sollte der Interessenvertreter aller Bürger sein. Er hat dem Gemeinwohl zu dienen. Das verträgt sich nicht mit Filz und Klüngel. Der Mensch sollte das Amt zieren, nicht umgekehrt.

Meine Motivation? Vielleicht ist es ererbtes Pflichtbewußtsein und Beharrlichkeit. Mein 97-jähriger Vater, Königsberger Ostpreuße und pensionierter Beamter, ging buchstäblich noch mit dem Kopf unterm Arm ins Amt. Nennt man heute wohl Standing. Ein Pfullinger sagte vor Wochen zu mir: „Jetzt musst du es machen!“ – Schnell mehrten sich die fordernden Stimmen und schließlich drängte sogar die Tochter: „Vadda, mach‘ et!“ – Wer könnte sich dem widersetzen?

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